Autonomes Fahren 2015
Wir schreiben das Jahr 2015 und es gibt noch immer keine wahrhaft Autonomen Fahrzeuge, aber wie ist der Stand der Dinge?
Während sich an der rechtlichen Front zum Thema Autonomes Fahren in Deutschland nur wenig getan hat, sind wir ab kommendem Jahr bei der Teilautonomie angekommen und die Assistenzsysteme haben längst ihren Weg in das Kleinwagensegment gefunden. Wir sind also in der Stufe zwei angekommen. Und, um es vorweg zu sagen, der Weg zur Vollautonomie ist noch weit – nicht nur auf der rechtlichen Seite.
In einer Berylls-Studie wurde 2014 gefragt, von welchem Unternehmen man glaube, dass es das Autonome Auto zuerst auf den Markt bringen würde – und nein, es war nicht Google, sondern die Autohersteller, allen voran Mercedes-Benz. Und tatsächlich haben die Forschenden aus Schwaben einiges auf die Beine gestellt. Nicht nur das äußerst futuristische Konzept des F 015, sondern auch die Trucks, die teilautonom auf US-Straßen fahren dürfen.
Aber auch andere Unternehmen waren kreativ, so ist der Autonome Parkassistent noch näher, als Autonome Autobahnfahrten, was von den meisten Unternehmen für 2020 prognostizieren, sowohl in Deutschland als auch beispielsweise in China. Das Valet-Prinzip, wie es vom Weißbuch genannt wird, ist ein durchaus praktisches Konzept, wobei man sein Auto an einer Drop-Zone anhält, aussteigt und es von selbst zum Parkplatz fährt. Per Smartphone ruft man es dann wieder zurück.
Und auch der Stauassistent, zumindest für die Autobahn, steht in manchen Modellen bereits zur Verfügung, so dass man diese Zeit anders nutzen kann. Und ebenfalls eine interessante Entwicklung: Das Voraussehende Fahren. Derart ist das Fahrzeug im Stande in Hindernis noch vor der Sichtung wahrzunehmen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen einzuleiten – von der Warnung bis zur Bremsung. Vermutlich wird auch der Notbremsassistent schon bald zur Pflicht in Europa und den USA.
Woran es liegt, dass man noch keine Autonomen Fahrzeuge hat, hat vielerlei Gründe. Zum Einen ist die Gesellschaft darauf nicht vorbereitet, wobei es viele Studien hierzu gibt. Vor allem aber sind es technische Probleme, die die Einführung um Jahrzehnte nach hinten verschieben. Sei es die Sensorik oder die Rechenkapazität oder die Funklöcher.
Wobei man gerade in Sachen Sensorik einige Fortschritte erreicht hat. Die Sensorik muss günstiger werden, und beispielsweise Lidar ist recht teuer – oder sollte ich sagen, wird teuer gewesen sein. Denn gleich zwei Systeme sind neu, welche die Lidarkosten dramatisch senken könnten: Quanergy und die DARPA. Doch setzen die meisten auf Kamerasysteme, denn diese sind günstig. Also arbeiten die Unternehmen an einer besseren Kameraverwertung. Ford mit einer Kamera, die um die Ecke schielen kann oder eine bessere Surround View Kamera von Continental. Sie werden kleiner wie bei Bosch und können mehr erfassen, wie bei der Universität Michigan.
Auch bei der Ortung und Navigation hat sich einiges getan. Die Europäer sind beim Galileoprogramm weitergekommen und die GPS Ortung wurde von der Universität Texas verfeinert. Und das Kartenmaterial wird ebenfalls verbessert – dabei sind HERE, TomTom und Google beispielsweise in Konkurrenz. Dieser Faktor ist für Autonomes Fahren nicht zu unterschätzen. Denn Autonome Fahrzeuge brauchen (bisher zumindest) nicht nur ein GPS, das Kartenmaterial, die Sensorik, auch die Vernetzung spielt eine wichtige Rolle zur Erfassung von Umwelt und Hindernissen.
So gibt es einen verstärkten Wunsch zur Vernetzung bei den Unternehmen der Branche, wobei der Datenschutz eine erhebliche Rolle spielt. Eine stabilere Verbindung durch eine besser integrierte Antenne von Audi, mit Drohnen will man temporäre Verbindungsknotenpunkte bei einem hohen Bedarf schaffen; sind nur zwei von etlichen Beispielen. Und schon warnt eine Studie vor der Überlastung der Netzwerke, bei einem solche hohen Aufkommen von Datenübertragung.
Doch können künftige Autos nicht nur untereinander Daten austauschen, auch die Umwelt wird Teil der Kommunikation, der Vernetzung – des IoT (Internet of Things). Dabei werden Lichter nur angehen wenn Bedarf da ist, wie es GE plant. Man kann automatisch Verkehrserhebungen erstellen. Man kann Staus prognostizieren. Der Verkehr mit Vernetzung läuft flüssiger, die Menschen in den Autos sparen Zeit. Und vor allem ist man dadurch sicherer vor Unfällen, wie beim oben erwähnten Voraussehenden Fahren, was durch Vernetzung noch effektiver wird. Das ganze lässt sich natürlich auch von der Logistik behaupten.
Es gibt auch weitergehende Vorstellung, so beispielsweise die Infrastruktur mit Sensoren auszustatten, weniger das Auto. Derart will man in den USA einen intelligenten Belag auftragen, der das Auto durch den Verkehr leitet, während die Fahrenden nichts machen müssen.
Und natürlich bietet sich die Landwirtschaft für Autonome Fahrzeuge an, schließlich herrscht auf einem Acker wenig Verkehr und bei der Geschwindigkeit lässt sich genug Rechenkapazität schaffen. Bei anderen Dingen, vor allem in der Stadt wird es schwer. Zu viel Verkehr, zu viele Variablen, zu viele Fehlermöglichkeiten – von der unbeantworteten Haftungsfrage mal abgesehen.
Wobei es hier verschiedene Lager gibt: Einige sagen, die Gesellschaft soll die Haftung übernehmen, andere verweisen auf die Hersteller und Software-Entwicklenden. Tesla sagt beispielsweise, sobald man den Service nutzt, erkennt man an, dass man auch haftet. Und manch eine Person will das Auto selbst vor Gericht stellen. Da fällt dann auch die Frage, wer das Autonome Auto überhaupt versichert.
Aber was ist mit der nur kurz angesprochenen Gesellschaft – wollen die Menschen überhaupt das Autonome Fahren haben? Es gibt Studien, die das belegen und Studien die das Gegenteil sagen. Aber der Trend ist da.
Das häufigste Argument gegen Autonome Autos ist, dass man selbst fahren möchte. Aber nicht bei Monotonie, wie bei Staus oder im Stop-and-Go Verkehr. Vielleicht eine Frage der Gewohnheit? Sicher auch eine Frage des Vertrauens. Wenn die Technik funktioniert wird sie schnell angenommen werden, je nach Typ führt das sogar zu einem Über- oder Untervertrauen.
Die nächste Generation wird das vielleicht auch schon etwas anders sehen. Man stelle sich vor ein normales Fahrzeug wäre zwar günstig, aber der Führerschein ist teuer. Ein Autonomes Auto ist vielleicht teurer, aber man braucht keinen Führerschein. Vermutlich wird aber zumindest bei Sportwagen immer noch möglich sein, selbst zu fahren – vielleicht auch nur als Hobby. Denn einige Forschende glauben, dass das Manuelle Fahren mit der Einführung von Autonomen Autos nach und nach verboten werden würde.
Die Frage des HMI und wie der Mensch mit dem Auto kommuniziert wird erforscht, jedoch stellt sich die Frage, braucht man in einem Autonomen Auto überhaupt ein Cockpit. Auch kulturelle Unterschiede wären nicht mehr so nötig, wie es bei der jetzigen Teilautonomie der Fall ist – auch eine Frage der informellen Kommunikation.
Die Taxibranche, ob Uber oder nicht, sieht m.E. dem Ende entgegen. Denn klar ist auch, dass Autonome Autos günstiger als Taxis mit Chauffeur sind. Ein Programm muss sich zwar lohnen, aber muss nicht bezahlt werden. Die Entwicklung wird aber an den Taxis nicht halt machen. Nach einer Studie aus Australien, wird die Automatisierung viele Jobs kosten.
Ich stelle mir das Autonome Fahren in wenigen Dekaden eher als Abo vor, sollten sich die Kosten nicht senken. Zwar wird die Sensorik günstiger, aber ein Vollautonomes Auto braucht noch mehr und die Forschungskosten müssen sich amortisieren. Vor allem wenn private Autos dann kaum noch gekauft werden. Der These nach werden die Autos so teuer, dass man sie gar nicht kauft – sondern, wie heute schon das Car-Sharing, teilt.
Das Abo Prinzip beinhaltet, dass man jederzeit mobil ist, doch selten dasselbe Auto fährt. Das Auto holt die Person ab, fährt sie zum Ziel und dann zum nächsten Kunden oder Tank- oder Ladestelle. Das erscheint mir der praktikabelste Einsatz.
Die Kosten für die Fahrt wird man sich vielleicht mit Werbung Vergünstigen lassen oder vielleicht will man nicht alle Features nutzen. Ich denke gerade Google wird sich hier ein paar Felle aneignen – das ist deren Kerngebiet. Der McKinsey Studie nach, könnte man pro Jahr rund 5 Milliarden Euro Umsatz machen.
Sollte dann das Auto einmal doch nicht weiter wissen (ist es dann wirklich vollautonom?) und das kann man auch schon vorher nutzen, ist die Idee der Fernsteuerung. Entweder man steuer selbst fern oder durch eine Zentrale, wie Google oder Ford das angedacht haben.