Kommentar: Wird Tesla das Autonome Fahren zuerst einführen?

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Vor Kurzem vermeldete Tesla, dass man kurz vor Level 5 steht. Ist das eine realistische Einschätzung?

Der Chef von Tesla, Elon Musk, verkündete im Juli, dass man kurz davor sei, Level 5 zu erreichen. Könnte es sein, dass Tesla tatsächlich zuerst das Autonome Fahren vom kommerziellen Band laufen lässt?

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Tesla arbeitet schon lange an der Technik des Autonomen Fahrens und es ist selbstverständlich nicht möglich, die Unternehmenserfolge zu prognostizieren, wenn man keinen Einblick in das Unternehmen hat. Eine solche Aussage könnte nur von Elon Musk vorgenommen werden und das tat er auch. Schon mehrfach.

Ja, Tesla ist ein Pionier. Nicht nur auf dem Gebiet der E-Mobilität hat es Tesla vor anderen Firmen geschafft. Auch beispielsweise die einfache aber effektive Konstruktion, alles über ein Display zu arrangieren, das inzwischen viele Nachahmer gefunden hat, ist bei Tesla zuerst eingeführt worden.

Doch bezüglich des Autonomen Fahrens gibt es bei Musk und seiner Firma eine Tendenz zur Übertreibung. Schon 2014 weissagte Musk, 2015 würde man zu 90 Prozent autonom fahren können. Das ist nicht eingetreten. Auch eine Fahrt von einer Küste zu anderen in den USA war angedacht, wurde aber – anders als bei anderen Unternehmen – nie vollzogen.

Dank des neuen KI-Chips FSD, der in den Modellen verbaut wurde, so eine weitere Prognose würde man noch 2019 Robotertaxis stellen können. Die Frist verlief und nun soll es zum Ende dieses Jahres soweit sein. Die Menschen sollen damit dann Geld verdienen können, in dem sie ihr Auto auf die Straße schicken.

Dafür werden nun auch Kameras im Inneren montiert, dass man das überwachen kann. Aber auch Tesla selbst ist an diesen Bildern interessiert. Tatsächlich nutzt Tesla schon lange die Fahrdaten seiner Kundschaft und will derart bereits drei Milliarden Testmeilen zusammen haben. Zum Vergleich: Der Branchenprimus Waymo erreichte im Januar 20 Millionen Testmeilen.

Wie sehr man den Aussagen Teslas diesbezüglich vertrauen kann, spiegelt auch das jüngste Urteil vor dem Landgericht München wider. Die Wettbewerbszentrale hat, vermutlich auf Wunsch deutscher Konkurrenten, eine Klage gegen die Werbung angestrengt. Tesla verlor den Prozess und darf nicht mehr mit Full Selfdriving Capabitlity oder Autopilot werben. So heißt denn auch das System, dass auf Level 2 ist und bei dem man nonchalant im Kleingedruckten darauf hinweist, dass es nicht wirklich von selbst fährt. Es gab auch schon einige tödliche Unfälle, weil man das System überwachen muss und es eben nicht von selbst fahren kann.

Ein Grund für die geringe Automatisierungsstufe ist nach Ansicht weiter Teile der Branche, das Fehlen des Lidarsensors. Tesla will ihn aufgrund der hohen Kosten vermeiden und setzt auf Kameratechnik. Der Chip, der zu den am weitesten entwickelten seiner Art gehört, soll den fehlenden Lidar kompensieren.

Diese Entwicklung, aus 2D Bildern 3D Bilder zu machen, ist sicherlich eine heiße Spur, doch steckt sie noch in den Kinderschuhen. Der Lidarsensor wird derzeit, so meine Einschätzung, noch gebraucht. Auch Mobileye forscht daran und schafft es auch ohne Lidar. Doch diese Entwicklung dient nur der Redundanz, falls der Lidar ausfällt.

Es mag die deutsche Mentalität sein, dass man es Tesla nicht zutraut. Doch selbst wenn es gelingt, würde es in Europa keine Zulassung bekommen. Denn, anders als in den USA, muss man vorher beweisen, dass das System funktioniert.

Wird also Tesla das Autonome Fahren auf Level 5 erreichen? Level 5 bedeutet, dass das Auto jederzeit und überall von selbst fahren kann. Der Chef von Waymo, John Krafcik, sagte im März noch, dass er nicht davon ausgeht, dass Waymo diesen Level in absehbarer Zeit erreicht. Auch bei VW gibt es ähnliche Töne.

Meiner Meinung nach wird Tesla nicht das erste Unternehmen sein, welches das schafft. Ich denke, es ist eine Art Werbegag.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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