Autonomes Fahren nicht vor 2030

Autonomes Fahren nicht vor 2030
EasyMile Shuttle in Berlin

Immer mehr Firmen schieben die Entwicklung des Autonomen Fahrens hinaus – um mindestens zehn Jahre.

Noch vor Kurzem prognostizierten viele Firmen, dass das Autonome Fahren in den nächsten Jahren auf den Markt kommen werde. Die häufig genannte Zahl war 2021. Doch welchen Grad der Autonomie man dafür vorsah, wurde oftmals nicht genannt. Inzwischen ist man davon abgekommen und es stellt sich die Frage, wann das Autonome Fahren marktreif sein wird.

EasyMile Shuttle in Berlin

EasyMile Shuttle in Berlin

Audi wagte sich dann vor und wollte bereits 2018 einen Level 3 Audi A8 auf den Markt bringen. Doch es war technisch noch nicht machbar. Die ersten Zweifel kamen und immer mehr Firmen sahen Schwierigkeiten, die Technik bis 2021 soweit zu haben. Die Entwicklung auf der Autobahn kommt damit doch nicht so schnell wie erwartet, was auch an der Rechenkapazität liegt. Denn je schneller ein Auto fährt, desto weiter müssen die Sensoren blicken und umso schneller müssen deren Daten ausgewertet werden. Außerdem müssen die Fahrzeuge im Notfall schnell einen sicheren Stop anfahren. In urbanen Gebieten sind dabei noch mehr Verkehrsteilnehmende und es muss mehr beachtet werden, wenngleich die Geschwindigkeit nicht so hoch ist.

Inzwischen gibt es immer mehr Firmen, die den Erwartungshorizont nach hinten verschieben. Der Chef von Aptiv sagte bereits im Januar, dass 2021 nicht zu halten sei. Aptiv bietet bereits einen Robotertaxidienst zusammen mit Lyft in Las Vegas an. Dieses Jahr hat man sogar einen Meilenstein verbuchen können: Über 50.000 Fahrten hat man bereits unternommen.

Der Fahrdienstvermittler Uber war ebenfalls sehr ehrgeizig, wie man den Gerichtsprotokollen im Prozess mit Waymo entnehmen konnte. Doch auch hier trat Ernüchterung ein. Der Branchenprimus Waymo hat seine Fristsetzungen bisher zwar eingehalten und konnte jüngst verkünden, dass man auch in Kalifornien einen Robotertaxidienst anbieten wird, doch auch hier zeigten sich erste Risse in der Fassade.

Der Robotertaxidienst in Kalifornien darf den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend nicht kommerziell angeboten werden und Geld ist ein Faktor, der die Szene umtreibt. Es wurden bereits einige Milliarden Euro in die Entwicklung investiert, aber bisher macht man damit noch keinen Profit. Waymo hat daher sein Lidarsystem auf den Markt gebracht, obwohl hinter dem Unternehmen der Google-Riese Alphabet steht. BMW und Mercedes-Benz tun sich diesbezüglich zusammen, wie auch Ford und Volkswagen zusammen wirken wollen.

Die Kosten für die Produktion sind zu hoch – vor allem für den Einsatz als Privatauto. Das erklärte der Autokonzern PSA ebenfalls dieses Jahr.

Jüngst erklärte der Leiter der Abteilung für Autonomes Fahren bei Continental, Andree Hohm, dass man das Autonome Fahren nicht vor 2030 auf den Markt bringen werde. Zwar gibt es automatisierte Fahrzeuge, doch diese fahren mit geringer Geschwindigkeit und dürfen, ob der fehlenden Gesetze, nur in bestimmten Bereichen verkehren. Dabei handelt es sich oftmals um Autonome E-Shuttles, die einen Trend abbilden.

Führende Anbieter dafür sind EasyMile und Navya. Aber auch japanische Hersteller wollen hier mitmischen und haben sich unter dem Projekt Monet zusammen getan. Aus den USA hat Local Motors einige Erfolge damit und es treten immer mehr Firmen dieser Nische bei: ZF Friedrichshafen mit dem People Mover oder Lohr und Transdev mit dem iCrystal.

Zu den technischen und regulatorischen Schwierigkeiten gesellt sich auch die Frage des Vertrauens. Hier müssen die Firmen noch Überzeugungsarbeit leisten, bevor die Technik gekauft wird. Denn viele fürchten sich vor Manipulation durch Hacking, unsichere Technik und man stellt sich unweigerlich die Frage der Haftung. Die aktuelle Einstellung der Politik, die Haltenden wären die Haftenden, muss dringen geändert werden.

Derweil blicken die Branchengrößen wie Waymo aber auch Startups auf Europa. Sie haben mehr Kapital und mehr Kompetenz in Sachen Software, was der entscheidende Faktor im Bereich in diesem Spiel ist. Es werden wohl nicht alle Hersteller das Zeitalter des Autonomen Fahrens erleben. Wer dazu gehört, ist noch offen, aber es zeichnet sich eine Tendenz ab. Die Bedingungen sind viel Geld und Software-Kompetenz.

Das Autonome Fahren wird, und das wäre aus klimapolitischer Sicht auch besser, als Fahrdienst auf den Markt kommen. Dafür haben sich bereits einige Branchenbeteiligte in Position gebracht. Uber oder Lyft stehen dabei deutlich besser da, als die meisten Hersteller.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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