Vernetzungskooperationen der Branche | Hintergründe

vernetzte strasse

In letzter Zeit suchen sich immer mehr Firmen der Autonome Fahrzeugbranche einen soliden Vernetzungspartner.

Die EU hatte beschlossen, sich auf einen Vernetzungsstandard festzulegen. Doch dieser wurde, auch auf Druck des deutschen Verkehrsministers oder der Deutschen Telekom, wieder fallen gelassen. Auch in den USA überlegt man sich von dem bisherigen Standard der Vernetzung zu entfernen und setzt auf den Mobilfunk.

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Was in der EU WLAN oder WLANp ist, ist den USA DSRC. Das hinlänglich erprobte Konzept soll zugunsten des Mobilfunks abgesetzt werden. Dies mag auch mit der Entwicklung des neuen Standards 5G zu tun haben, der die Industrie viel Geld gekostet hat und noch wird. Diese Investition sollen sich schließlich wieder amortisieren.

Die Vernetzung wird noch vor der Automatisierung der Fahrzeuge über die Industrie und die Gesellschaft hereinbrechen. Diese Entwicklung bietet nicht nur Potenzial in Sachen Verkehrssicherheit, es kann auch durch Vorausschauendes Fahren die Spritersparnis erhöhen.

Aus der Sicht der Industrie zählt aber vor allem, dass die Vernetzung die Aftersales-Gewinne erhöhen könnte. Denn die Vernetzung ermöglicht auch die Services des Infotainmentsystems, es erlaubt die Gewinnung von Fahrzeug- und Insassendaten. Was hören die Fahrenden gerne, welche Strecken nutzen sie? Der Rohstoff Daten kann durch die Vernetzung erst abgebaut werden.

Des Weiteren eignet sich die Vernetzung der Fahrzeuge für die Implementierung von Werbung. Volkswagen hat dies bereits erkannt und plant, bei Staus Werbung einzuspielen. Daher wollen die Hersteller  diesen Bereich nur ungern Google und Co. überlassen.

Google mit Android und Apple mit CarPlay haben aber einen Vorteil. Nicht nur dass ihre Systeme den Menschen durch die Nutzung der Smartphones bekannt ist, was zu weniger Ablenkung führt, sie können auch über den Datenstrom verfügen und diese auswerten.

Diese Daten sind höchstbegehrt, nicht nur bei den Herstellern, auch der ADAC, die Versicherungen oder andere Dienstleistungsunternehmen, rund um das Auto, fordern Zugang zu den Daten. Google und Co. bekommt Zugang durch die Betriebssysteme und die Hersteller durch die Fahrzeuge.

Da bleibt noch ein Interessent: die Telekommunikationsanbieter. Diese sind gerade im Fokus der Hersteller, denn man braucht einen Zugang zum Internet und den kann man nicht selbst generieren. Daher werden derzeit Kooperationen mit den Telekommunikationsdienstleistern gegründet. Dort fallen ebenfalls viele Daten an, was ebenfalls Begehrlichkeiten weckt.

Die Autoindustrie hat längst erkannt, dass die künftige Mobilität nicht allein durch das Herstellen von Fahrzeugen gelingt. Es braucht also auch Kooperationspartner im Bereich der Vernetzung. Diese Kooperationen bilden sich gerade aus.

Bleibt die Frage der Selbstbestimmung der Datenverwendung. Das ist aus Kundensicht wünschenswert, auch wenn es qua finanzieller Beweggründe Hindernisse gibt. Eine Datenfreigabe der Fahrdaten durch die Fahrenden selbst, Datenschutz per Design, fordern viele. Diese Idee begleitet schon länger die Entwicklung moderner Mobilität, ist es noch immer nicht durchgesetzt. Aber auch darauf bereitet sich die Industrie in diesen Tagen vor, das zeigt das Konzept von Continental sehr schön. Durch Anreize will man die Menschen dazu bewegen, ihre Daten zu teilen.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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