UMTRI: Menschliche Kontrolle durch Fernsteuerung

UMTRI: Menschliche Kontrolle durch Fernsteuerung

Forschende des UMTRI wollen Autonome Fahrzeuge mit einer Verkehrszentrale verbinden, die im Notfall die Steuerung übernimmt.

Es wird noch Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern, bis das Level – 5 Fahren (Vollautonomie) Wirklichkeit ist. Das sieht selbst John Krafcik, der Chef des Branchenprimus Waymo, so. Um die Entwicklung aber anzuschieben, haben sich die Forschenden des UMTRI (University of Michigan Transportation Research Institute) etwas einfallen lassen.

Autobahn Spur Fahrbahn

Die Idee ist an sich nicht neu und wird auch schon bei Firmen wie Phantom angewendet. Es handelt sich dabei um die Fernsteuerung aus einer Verkehrszentrale heraus. Phantom steuert derart Lkws, die über eine Teilautonomie verfügen und das UMTRI plant damit Ausnahmefälle für Autonomes Fahren abzusichern.

Das würde nicht nur die Verkehrssicherheit erhöhen, sondern auch die Akzeptanz der Technologie. Durch die Echtzeit-Fernsteuerung braucht es keine Person auf einem Fahrsitz. Man könnte derart Autonome Fahrzeuge in Betrieb nehmen.

Die automatisierten Fahrzeuge wären in der Lage, die normalen Verkehrssituationen zu bewältigen. Wenn es jedoch zu Ausnahmesituationen kommen würde, so die Idee, sollen sich Menschen dazu schalten. Das würde den Kostenvorteil des Autonomen Fahrens nicht so stark belasten.

Der Clou dabei ist aber die kurze Reaktionszeit. Denn die menschliche Steuerung könnte binnen von wenigen Millisekunden erfolgen. Das könnte ausreichen, um einem Fahrzeug auszuweichen und einen Unfall zu vermeiden. Das Herzstück der Idee ist eine Software, welche die Fahrdaten in Echtzeit analysiert und damit sogar bis zu 30 Sekunden in die Zukunft schauen kann. Die Software berechnet dann eine Wahrscheinlichkeit, ob die menschliche Hilfe dazu geschaltet werden soll. Das System erfordert selbstverständlich eine gute Verbindung, wie via 5G.

Wird der Schwellenwert überschritten, wird das Kontrollzentrum dazu geschaltet und das Fahrzeug sendet die nötigen Daten dorthin. Dort sitzen Menschen in einem Fahrsimulator, welcher die Daten übernimmt. Die menschliche Reaktion wird zurückübertragen und kann umgesetzt werden.

Dabei können verschiedene Menschen verschiedene Reaktionen ausführen und das Auto sucht die passende Reaktion aus. Das Konzept, so ein Forscher des UMTRI, sei günstiger, als würde man die gesamte Strecke von einem Menschen fahren lassen. Denn die menschliche Hilfe wäre ja nur in den seltensten Fällen relevant.

Diese Aussage lässt sich auch in Zahlen fassen. So kommen die besten automatisierten Fahrzeuge durchschnittlich alle 5.000 Kilometer zu einer solchen Verkehrssituation. Bei einer Fahrleistung von durchschnittlich 3,2 Billionen Kilometern braucht man dafür 50.000 bis 100.000 Angestellte in den Simulatoren zur Hilfeentscheidung.

Die Entwicklung einer solchen Softwareplattform ist derzeit in Arbeit. Sie soll zunächst von Menschen getestet werden. Nach zwei Jahren, so die Prognose, könnte sie einsatzbereit sein. Das US-amerikanische Verkehrsministerium finanziert die Entwicklung mit.

Mitteilung (englisch)

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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