Gerichtsprozesse bei tödlichen Tesla-Unfällen

Tesla auf Gehweg
Tesla

Der E-Autopionier und Hersteller des FullSelf Driving Autopiloten Tesla bereitet sich auf seinen ersten Prozess im Zusammenhang mit einem Todesfall vor.

Tesla wird sich zum ersten Mal vor Gericht gegen Vorwürfe verteidigen müssen, dass das Versagen des Autopiloten zum Tod geführt hat. Dies wird ziemlich wahrscheinlich eine bedeutende Prüfung des Tesla-Systems. Es gab schon einige Todesfälle im Zusammenhang mit dem Autopilotsystem, das Tesla regelmäßig für fast vollständig autonom erklärt, es aber nie erreicht. So wurde es auch kommuniziert und das führte zu einem falschen Verständnis, was die Autos ermöglichen.

Die Fähigkeit zum autonomen Fahren ist entscheidend für Teslas finanzielle Zukunft, so Musk, dessen eigene Reputation als Technologieführer durch Vorwürfe in einer von zwei Klagen herausgefordert wird. Erfolge von Tesla könnten das Vertrauen in die Software stärken und die Verkäufe steigern, die pro Fahrzeug bis zu 15.000 US-Dollar kosten kann.

Tesla steht zwei aufeinanderfolgende Prozesse bevor, mit weiteren in Aussicht. Der erste Prozess, der für Mitte September in einem kalifornischen Gericht angesetzt ist, ist eine Zivilklage. Der Vorwurf ist, das Autopilot-System des Tesla Model 3 verursachte den Tod des Fahrers Micah Lee. Sein Wagen kam mit 105 Stundenkilometern plötzlich von der Autobahn ab, prallte gegen eine Palme und ging in Flammen auf. Der Vorgang dauerte Sekunden.

Der Unfall von 2019 tötete Lee und verletzte seine beiden Passagiere schwer. Darunter ein damals 8-jähriger Junge. Die Klage, eingereicht von den Passagieren und den Hinterbliebenen von Lee, wirft Tesla vor, gewusst zu haben, dass Autopilot und andere Sicherheitssysteme fehlerhaft waren, als das Auto verkauft wurde.

Der zweite Prozess, der Anfang Oktober vor einem Gericht in Florida stattfinden soll, ergab sich aus einem Unfall von 2019 nördlich von Miami. Dabei fuhr Stephen Banner mit seinem Tesla Model 3 unter den Anhänger eines 18-rädrigen Lastwagens. Der Unfall riss das Dach des Teslas ab und der Fahrer wurde getötet. Der Autopilot unterließ jegliche Maßnahme zur Verhinderung des Unfalls. Die Klage reichte Banners Ehefrau ein.

Tesla bestritt die Haftung für beide Unfälle, schob die Schuld auf Fahrerfehler und erklärte, dass der Autopilot sicher sei, wenn er von Menschen überwacht wird. In Gerichtsdokumenten erklärte Tesla, dass die Fahrer die Straße im Auge behalten und ihre Hände am Lenkrad halten müssen. Trotz aller Werbung, erklärte Tesla nun, dass es gar keine autonomen Fahrzeuge auf der Straße gäbe.

Von den Prozessen erhoffen sich Beobachtende neue Erkenntnisse darüber, was Musk und andere Unternehmensvertreter über die Fähigkeiten des Autopiloten wussten. Banners Anwälte argumentieren zum Beispiel in einer Vorab-Gerichtseinreichung, dass interne E-Mails zeigen, dass Musk das Autopilot-Team leitete.

Tesla gewann im April einen wegweisenden Prozess in Los Angeles mit der Strategie, zu behaupten, dass es die Fahrer darauf hinweist, dass seine Technologie menschliche Überwachung erfordert. Auch wenn Namen wie “Autopilot” und “FullSelf Driving” verwenden. Dabei ging es um ein Model S das ausscherte und den Fahrer verletzte.

Bei den nun anstehenden Gerichtsprozessen geht es um den Tod zweier Personen. Gibt es einen Vergleich, werden die Erkenntnisse Teslas Ruf ankratzen? Auch die Frage nach der Sensorik dürfte aufkommen, da Tesla keinen Lidar benutzt. Auch der Radar war lange nicht verwendet worden, man wollte sich ganz auf Kameras verlassen. Musk gab 2016 sogar zu, dass ein Radar mehr Sicherheit brächte.

Tesla wird viele Dokumente als Betriebsgeheimnisse einstufen. Ob das Gericht dem folgt, wird womöglich auch interessant werden.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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