Uber-Unfall: Ablenkung durch Smartphone

Bisher hieß es die Überwachungsfahrerin in dem Uber Auto, das eine Frau überfuhr, checkte das System. Doch die Wahrheit sieht anders aus.

Im März überfuhr ein Uber-Wagen im Autonomen Modus eine Frau auf einer Straße in der Stadt Tempe im US-Bundesstaat Arizona. Uber hatte sich bereits mit den Hinterbliebenen auf einen außergerichtlichen Vergleich geeinigt. Inzwischen wurde der vorläufige Bericht der US-amerikanischen Behörden bekannt: Das Notbremssystem war deaktiviert. Zuvor klagte man die Software an.

Inzwischen wurden Uber alle Testfahrten in Arizona untersagt und auch in Kalifornien, dem Nachbarstaat, hatte Uber seine Lizenz nicht verlängern lassen. Zudem haben einige andere Firmen das Testen temporär eingestellt. Obgleich man auch sagen muss, dass an demselben Tag, an dem der Unfall geschah, 100 weitere Personen von Menschen überfahren wurden – ohne, dass es großangelegte Konsequenzen gab. Aber auch in diesem Fall war wohl der Mensch schuld.

Denn die Testfahrerin in dem Wagen, die das System überwachen sollte, hatte während der Fahrt einer TV-Show auf dem Handy geschaut. Sie war also abgelenkt, wie die Polizei nun kundtat. Obwohl die Sensoren des Wagens die Person auf der Straße erfasst haben, konnte die Bremse nicht von selbst aktiviert werden. Das Notbremssystem war deaktiviert. Dafür saß eine Person im Auto, die die im Notfall bremsen sollte.

Wie man auch auf den Videos, die von dem Unfall durch das Internet geistern, zu sehen ist, schaute sie nicht ganz eine Sekunde vor dem Aufprall auf die Straße. Bisher hieß es dazu, sie hätte die Sensorik gecheckt oder sei anderweitig mit dem Fahrzeug beschäftigt gewesen. Dem war offenbar nicht so.

Die Behörden haben das Smartphone auswerten lassen und fanden heraus, dass die Fahrerin in dem Uber Testwagen sogar 42 Minuten lang die Show “The Voice” an hatte. Von der gesamte Show sah die Frau in rund 20 Minuten vor dem Unfall jedoch nur sieben Minuten. Aber ausgerechnet auch dann, als ihr die tödlich verunglückte Frau über den Weg lief.

In der Konsequenz gerade dieses, aber auch der Unfälle mit Tesla-Fahrzeugen, wurden in weiten Teilen der USA die Testbestimmungen verschärft. Das Vertrauen in die Technik sank, wie sogar Studien darlegten.

Die Fahrerin des Uber-Fahrzeugs muss sich jetzt wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Vermutlich kommen aber noch Schadensersatzklagen hinzu.

Quelle

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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