Erfahrungsbericht: Autonomes E-Shuttle in Berlin-Tegel

EasyMile Shuttle Projek See-Meile
EasyMile Shuttle Projek See-Meile

In Berlin-Tegel verkehrt ein Autonomes E-Shuttle auf öffentlicher Straße. Ein Erfahrungsbericht zu einer Fahrt.

Seit einiger Zeit verkehrt ein Autonomes E-Shuttle des Herstellers EasyMile am Tegeler See in Berlin. Ich bin hingefahren, um es mir anzusehen und eine Runde mitzufahren. Wer das ebenfalls mal machen will, dem sei gesagt: Bring viel Zeit mit.

EasyMile Shuttle Projek See-Meile

EasyMile Shuttle Projek See-Meile

Unter dem Projektnamen “See-Meile” fährt das Fahrzeug theoretisch alle 15 Minuten, was vom Verkehr abhängig ist. Die Strecke misst 600 Meter, daher ist die Angabe von 15 Minuten nur grob geschätzt. Auch die angegebenen Betriebszeiten sind nur ungefähre Angaben. So soll es von Montag bis Freitag von 7.30 Uhr bis 11 Uhr und von 15 Uhr bis 18.30 Uhr fahren. Wochenendes geht es um 10.30 Uhr los und ab 17.30 Uhr ist die Mitfahrgelegenheit beendet.

Die Fahrt ist kostenlos und es gibt nur für sechs Personen Platz. Das Stehen im Shuttlebus ist nicht erlaubt, sodass tatsächlich nur sechs Personen mitfahren können. Der Bus, der mit maximal 15 Stundenkilometer auf der Straße “Am Tegeler Hafen” herumfährt, wird von einem Fahrzeugführer kontrolliert. Dabei handelt es sich um einen BVG-Fahrer, der für dieses Projekt abkommandiert wurde.

Schild Projekt See-Meile

Schild Projekt See-Meile

Das Autonome E-Shuttle steht an der Wilkestraße und einige Leute bestaunen das Gefährt. Der Bus steht lange da und ein älteres Ehepaar will einsteigen. Doch das geht nicht, denn der “Fahrer” macht gerade Pause. Auch ich frage nach, wie es um die Fahrt steht. Er verweist mich auf Schild mit den Betriebszeiten. Ich schaue nach und eigentlich müsste der Bus fahren. Der Bus fährt dann weg, aber ohne Passagiere an Bord. Er hält wenige Meter weiter hinten und ich gehe hin und frage erneut nach den Betriebszeiten. Der Fahrer entgegnet, er würde Pause machen – so seien die Vorschriften. Es sei alles noch ziemlich vage. Er würde in einer halben Stunde wieder zur Verfügung stehen, denn er mache eine Pause von 45 Minuten.

Nach 15 Minuten kommt der Bus dann wieder angefahren. “Waren doch nur 15 Minuten”, sagte der Fahrer und stellt sich vor die Haltestelle. Doch das GPS-Signal war weg und der Bus stünde nicht korrekt auf der Spur. Der Fahrer justiert mit der Fernbedienung das Fahrzeug zur korrekten Stelle, doch das Signal stellt sich nicht ein. Auch ich hatte an der Stelle kein Signal für mein Smartphone und auch das GPS Signal war weg. Es handelte sich also nicht um ein Problem des Shuttlebusses.

Dann wurde das Signal gefunden und die Leute steigen ein. Aber wegen der Begrenzung auf sechs Personen, bleiben einige zurück. Eine Tröte läutet und ein Bimmeln ertönt, der Bus fährt los. Die Leute im und vor dem Bus sind doch einigermaßen begeistert und nicht wenige zücken ihre Kameras, um Bilder davon zu machen.

Der Bus ist gut klimatisiert und die sechs Personen sitzen sich gegenüber. Der Fahrzeugführer erklärt, einige Vorgehensweisen und schon verlangsamt sich das Gefährt. Der Fahrer erklärt, ein geparktes Auto steht etwas über. Dann überholt ein Auto und der Bus stoppt. Der Fahrer markiert den Grund für den Bremsvorgang und drückt einen Knopf, sodass das Fahrzeug weiterfahren kann. Bei einer Rechts-vor-Links Szenerie betätigt der Fahrer eine weiche Bremsung und gibt dem Fahrzeug dann zu verstehen, dass es weiter gehen kann.

Shuttle im Inneren

Shuttle im Inneren

Wenn das Fahrzeug ein Hindernis erkennt, bremst es stark ab. Das führt zuweilen dazu, dass der Fahrer bei einem Passagier auf dem Schoß landet, wie er des Öfteren betont. Dann hält das Shuttle an einer Haltestelle und die wartende Person wird vertröstet: “Wir sind voll”, sagt der Fahrer und schließt die Türen wieder. An der U-Bahn-Station Alt-Tegel dreht der Kleinbus um und hält erneut. Einige steigen aus und andere ein. Die meisten Wartenden müssen aber weiter warten, denn das Shuttle ist voll.

Fernbedienung Shuttlesteuerung

Fernbedienung Shuttlesteuerung

Der Fahrer erklärt, dass man möglichst vormittags kommen soll, da wäre weniger los. Aber es dürfe eben niemand im Shuttle stehen, sodass er die Türen wieder verschließt. Plötzlich tritt eine Person vor dem Shuttle auf die Fahrbahn, quert diese und macht ein Foto. Das Shuttle legt eine Bremsung ein und der Grund wird wieder angegeben. Der Fahrer meint, dass es zur Mittagszeit am schlimmsten sei. Der Verkehr ließe kaum eine flüssige Fahrt zu. Bei der letzten Wende steht ein falschparkendes Auto im Weg. Wieder wird die Fernbedienung gezückt und der Fahrer manövriert um das Auto herum.

Nach zehn Minuten ist die Fahrt vorbei und ich steige aus. Neue Leute steigen zu und es geht wieder los. Eine Befragung gibt es aber nicht, was ebenfalls angedacht war.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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