Uber-Unfall: Sicherheitsschaltung war deaktiviert

Obwohl erst morgen der NTSB-Bericht öffentlich vorgestellt wird, wurden neue Details bekannt.

Im März 2018 kam es zu einem tödlichen Unfall. Ein Uber-Testwagen im automatisierten Modus überfuhr eine Frau, auch weil die Fahrerin auf ihrem Smartphone eine Castingshow verfolgte. Das National Transportation Safety Board (NTSB) untersuchte den Vorfall. Uber wurde aber bereits von der Schuld freigesprochen.

Morgen wird der Untersuchungsbericht öffentlich vorgestellt, aber schon vorab wurde bekannt, dass es Probleme bei der Software gab und dass es schon 37 Unfälle vor dem tragischen Unfall im März 2018 gab. Dem nicht genug, wurde nun ein weiteres Detail aus dem Unfallbericht des NTSB bekannt.

Nach Erkenntnissen des US-Magazins Automotive News haben Uber-Angestellte die Sicherheitssoftware Reflex deaktiviert. Schon zur Zeit des Unfalls wurde bekannt, dass die Autonome Notbremse deaktiviert war. Beide Systeme waren deaktiviert worden, um unnötige Bremsmanöver zu vermeiden.

Wenn alle Sicherheitssysteme aktiviert sind und das Auto unsicher ist, bremst es. Das führt dazu, dass es bei kleinsten Verwirrungen zu einer Bremsung kommt. Das sieht man auch, wenn man beispielsweise mit dem Autonomen E-Shuttle in Tegel fährt.

Der Uber Fail-Safe mit Namen Reflex wurde deshalb von der Advanced Technologies Group (ATG) von Uber vor den Testfahrten deaktiviert. Das Autonome Fahrprogramm von Uber stand unter dem Druck Fortschritte zu machen, was den Ausschlag für die Deaktivierung gab. Man sollte offenbar mit dem Branchenprimus Waymo mithalten.

Reflex ist so angelegt, dass es die wichtigsten Systeme prüft. Dabei greift es auf ein Kurzstreckenradar zurück, um eventuelle Gefahren zu erkennen. Der Bericht geht davon aus, dass der Unfall vermeidbar oder weniger schwer verlaufen wäre, wenn das System scharf geschaltet worden wäre.

Weitere Details zu dem Vorfall werden möglicherweise morgen bekannt, wenn der Bericht über 439 Seiten öffentlich gemacht wird. Schon kurz vor dem Unfall, warnte ein Angestellter von Uber vor der Testkultur im Hause Uber.

Der morgige Bericht wird Uber vermutlich weitere Probleme bescheren. Zudem hat ein unabhängiger Sachverständiger die Software von Uber durchsucht und festgestellt, dass man immer noch auf Waymo-Technik zurückgreift. Diese Untersuchung war Teil der Klage von Waymo gegen Uber, bei der es um einen Lidar ging, dessen Entwicklungsdaten mutmaßlich von Anthony Levandowski entwendet wurden, bevor er Google verließ und zu Uber überwechselte. Damals entschied ein Gericht, dass Uber 245 Millionen US-Dollar in Aktien als Entschädigung an Waymo übergeben musste.

In Kombination könnte das Uber vor finanzielle und Reputationsschäden stellen. Einige Medienvertretende gehen davon aus, dass Uber die Entwicklung einstellen könnte, wie es bereits mit der Automatisierung der Lkws geschah.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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