Kommentar: Rolle der Vernetzung

Daten Fahrzeug

Einige fürchten sich vor der Vernetzung, andere hoffen auf ihre Vorteile – und die Anbieter wollen vor allem Kasse machen.

Die Frage ist doch, ist die totale Vernetzung vermeidbar? Ein Blick durch die Perspektiven der Vernetzung.

Daten Fahrzeug

Wer die Daten auf sich vereint, kann viel Geld machen und besitzt nebenbei viel Macht durch das Wissen über die Leute. Schon heute ist die Datenkonzentration auf wenige Unternehmen begrenzt. Diesen “Google-Effekt” sollte man vermeiden, so auch die Erkenntnisse der Ethik-Kommission.

Vorteile der Vernetzung

Doch die Vorteile der Datenvernetzung birgt bisher ungeahnte Vorteile. Ob die Autos von selbst fahren oder nicht, die Vernetzung ermöglicht eine Warnung vor Gefahren, lange bevor man auf sie trifft. Das reduziert Verkehrsunfälle und rettet letztlich Menschenleben. Es geht also um Verkehrssicherheit, das ist unbestritten, aber auch Umweltschutz.

Die Vernetzung ermöglicht auch die Optimierung der Strecke, was bedeutet, dass ich letztlich nicht mehr so lange im Autos sitze und damit auch nicht mehr so viel Sprit verbrauche. Gerade im Stop and Go Verkehr, also mit viel Anfahrverkehr, verbraucht man viel Treibstoff. Durch die Vernetzung kann man den Verkehr besser leiten und damit auch Staus reduzieren.

Aber es geht auch um Bequemlichkeit – von der Spracheingabe über den Check per App bis zur Bestellung eines Wagens, ob als Taxi oder Robotertaxi in spe. All das bedarf der Übertragung von Daten über das Internet. Und nicht nur das Auto ist vernetzt, auch das Heim.

Vernetzung & IoT – Mehr als nur Fahrzeugkommunikation

So ist das Zuhause mit dem Auto verbunden, aber auch mit Künstlichen Intelligenzen, die über das Internet empfangene Daten auswerten. Das ist schon heute möglich, mit den sprachgesteuerten Assistenten von Google, Amazon oder bald auch Apple. Ich denke die Zukunft bereitet der Künstlichen Intelligenz ein breites Spektrum an Möglichkeiten: Vom Assistenten über die Verkehrsregelung bis zur Medizin. Das sogenannte IoT (Internet of Things, also der Anschluss aller möglicher Geräte ans Internet) verspricht Umsätze im ein und zweistelligen Milliarden Bereich für die kommenden Jahre.

Negative Konsequenzen der Vernetzung

Die Vorteile sind nahezu erschlagend und doch könnte sich auch eine Dystopie dahinter verstecken. Denn die angemahnte Datensammelwut hat bereits begonnen. Und diese Daten werden künftig stark ansteigen, sowohl in den Datenbanken als auch in den Netzwerken. Die Anonymisierung ist eine wichtige Möglichkeit, aber nicht die einzige. Wer welche Daten, muss man selbst entscheiden dürfen, ohne dabeimit technischen Informationen oder den Konsequenzen überfordert zu werden.

Also es geht hierbei auch um Geld. Sehr viel Geld. Mit Autos verdienen die Hersteller nicht so viel, wie man denken könnte. Die Masse macht den Gewinn aus, wenn man pro Auto nur drei bis acht Prozent Gewinn erwirtschaftet. Dieser Markt ist für die IT-Riesen aus den USA nicht so interessant. Denn wenn man Software verkauft, startet die Gewinnmarge bei 20 Prozent. Microsoft soll eine Gewinnmarge von bis zu über 70 Prozent haben, was sich mit dem Cloudgeschäft sogar gesteigert haben könnte. Und das wollen sich auch die Autohersteller nicht entgehen lassen, wenn es um den Aftersales-Markt geht.

Aftersales-Markt & der Ausschluss

Das sind die Geschäfte, die man machen kann, wenn das Auto bereits verkauft ist. Das reicht vom Navigationssystem über die Wartung bei Vertragswerkstätten bis zur Frage, welche Geschäfte im fahrenden Auto eingeblendet werden – und welche nicht. Das dürfte ein Riesenmarkt werden. Und hier geht es vor allem um die Daten.

Je nach dem wo man sich befindet, wird eine Werkstatt, ein Restaurant oder Werbung auf dem HuD oder der Windschutzscheibe angezeigt, wenn man in den automatisierten Modus wechselt. Dabei könnte man Vertragswerkstätten anzeigen und freie weglassen. Man kann auch die Restaurants, Hotels und Tankstellen anzeigen, die dafür bezahlt haben. Sagt man, so kann ich mir das vorstellen, “Ich habe Hunger”, werden augenblicklich entsprechend Restaurants angezeigt. Ich denke ich habe das Bild genug ausgemalt und welche Macht damit in Verbindung steht.

Hackingefahr ist nicht zu Verachten

Und dann ist da noch der unerlaubte Zugriff auf die Daten zu erwähnen. Das Hacking, das m.E. zurecht gefürchtet wird. Gerade beim Autonomen Fahren könnte das fatale Konsequenzen nach sich ziehen. Zu welchen Anlässen kriminelle Elemente die Fahrzeuge einsetzen könnten, ist mannigfaltig. Daher wird schon lange gefordert, dass die Industrie sich hier mehr anstrengen muss. Und auch hier geht es nicht nur um das Auto, sondern alle vernetzten Geräte. Eine Studie zum Smart-Meter steht symbolisch für die Gefahr des Datenmissbrauchs durch unbefugte Dritte. Die Blockchain-Technologie soll nun dabei helfen.

Aber die Sicherheitsentwicklung kostet auch Geld und wenn man Profit machen kann, naja – wir kennen den Dieselskandal.

Technische Umsetzung der Vernetzung

Wenn in dieser vermutlich zu erwartenden Zukunft, so viele Geräte, Autos und die Smart-Homes vernetzt sind, dann würde das derzeitige Internet vermutlich zusammenbrechen. Noch ist die Zahl vernetzter Autos, die auf eine mobile Verbindung angewiesen sind, überschaubar. Aber das ändert sich zusehends.

Es braucht also ein stabiles Netzwerk, das so viele Daten übertragen kann. Die Antwort sieht man in 5G Technologie – dem Nachfolger LTE 4G. Die Datenübertragung wird derzeit international getestet und es hat sich auch eine Kooperationsgruppe dazu gegründet: Die 5GAA. Einen Ansatz sieht man in der Millimeterwellen-Technik. Die Entwicklung wird für 2020 bis 2025 erwartet – und meine Frage ist, wie lange es den Anforderungen gerecht bleibt?

Und dann ist da noch die Frage, ob es überhaupt Mobilfunk sein muss? Derzeit herrscht vor allem der DSRC Standard vor, der in den USA für Nutzfahrzeuge sogar vorgeschrieben ist. Also ist auch die technische Frage der Vernetzung noch nicht abschließend erklärt.

Fazit: Die totale Vernetzung wird meines Erachtens kommen. Die Vorteile und Möglichkeit Geld zu verdienen sind erschlagend, gegenüber den skeptischen Stimmen, die aber durchaus recht haben. Es ist tatsächlich eine alles verändernde Maßnahme, die auch gesellschaftliche Folgen haben wird. Ich denke aber, man sollte den Datenschutz als Gütesiegel einsetzen und nicht versuchen, ihn auszuheben. Es wird auch noch genug Geld verdient, wenn die Daten anonymisiert werden, wie ich denke. Aber vor allem darf es keine Datenkonzentration bei einem Unternehmen oder nur dem Staat geben.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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