Ethik, Jobs & Haftung bei Automatisierung im Bundestag

Bundestag-Berlin

Das Gremium zur Digitalen Agenda des Bundestags hat sich zur Beratung mit Fachkräften aus der Wissenschaft getroffen.

Zu den hochrangigen Sachverständigen gehörten Prof. Dr. Elkmann vom Fraunhofer Institut, Prof. Dr. Hilgendorf von der Universität Würzburg, Prof. Dr. Bendel der Fachhochschule Nordwestschweiz, Prof. Dr. Rojas der Freien Universität von Berlin und Prof. Calo der Universität von Washington. Das Thema war die Auswirkungen der Robotik auf Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft, wozu die Forscher verschiedene Meinungen hatten. Das rund zwei Stunden andauernde Video dazu kann man auf der Seite des Bundestags anschauen.

Der Ausschuss, der vergangenen Mittwoch tagte, fokussierte schnell das Thema Arbeitsplätze. Mit zunehmender Robotik, so die allgemeine Prognose, würden die Menschen weniger zu tun haben und die Arbeitsplätze würden zurückgehen. Von Seiten der Politik wollte man einen Rat für einen Ausgleich. Prof. Elkmann betonte, dass dies nicht in den nächsten Jahren passieren würde, aber es würde mit Industrie- und Bürotätigkeiten beginnen.  Diese Dienste könnte von intelligenten Systemen übernommen werden.

Jedoch würden die Preise noch gewaltig sein, weswegen der Einsatz von Robotern auf absehbare Zeit in der Industrie zu sehen sei. Die technischen Fähigkeiten der Robotik seien zudem noch nicht so weit, andere Jobs auszuüben, auch wenn es dazu Prototypen wie in Japan gäbe. Also soziale Dienstleistungen werden noch lange nicht von Robotern ausgeübt werden.

Auch wurde über eine mögliche Steuer für Automatisierung gesprochen, wozu der Forscher von einer Digitalisierungssteuer empfahl, da es sonst zu nicht dem Prinzip der Gleichheit entspräche.

Eric Hilgendorf sprach hingegen von einem enormen Wegfall von Jobs in der Gesellschaft durch Robotik. Mit einer steigenden Automatisierung könne man durchaus über die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens reden. Von einer Steuer würde er aber absehen, da dies die Innovationen auf dem Gebiet verhindern würden. In der Schweiz gab es gerade eine Abstimmung über dieses Grundeinkommen und Bendel von der FH Nordwestschweiz sieht die Verteilung vor allem durch Landvergabe gesichert.

Der Pionier auf dem Gebiet der Robotik Raùl Rojas sieht ebenfalls einen Jobverlust, der sich vor allem in der Industrie bemerkbar machen würde. Von derzeit 20 Prozent Beschäftigten, sieht er mit Blick auf die USA in der Zukunft noch zehn Prozent. Das Mittel der Wahl sei die Fortbildung.

Bezüglich des Vernetzten und Autonomen Fahrens sieht Hilgendorf das Modell der Pflichtversicherung für empfehlenswert, bei gefährlichen Robotern. Es sei ein Gebot der Gerechtigkeit. Jedoch steigt die Herstellerhaftung enorm und rät daher die Privilegien der Dienstanbieter zu überlegen. Bei Hackings von Fahrzeugen könnten Menschenleben auf dem Spiel stehen. Daher bedarf es der Datensicherheit und dabei empfiehlt er einen Sicherheitscheck für Algorithmen, ähnlich dem TÜV für Fahrzeuge.

Die Entscheidungen träfen schon jetzt die Algorithmen und dies wird zunehmen, so Bendel. Es müsse daher interdisziplinär geforscht werden, um die ethischen Grundsätze zu erarbeiten. Daher sollen Menschen mit Robotern zusammen arbeiten, wodurch die Roboter lernen sollen. Wir werden uns den Raum mit Robotern teilen, weil sie überall sein werden.

Rojas teilte seine Überzeugung mit, dass mit Autonomen Fahrzeugen rund 90 Prozent des Verkehrs reduzierbar wäre. Damit könnten mehr Menschen zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein. Die Autonomen Autos würden als Roboterautos im Valet-Prinzip agieren. Prof. Calo aus den USA empfahl eine Kommission für Robotik zu gründen, welches mit gesammelten Wissen Empfehlungen geben kann.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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