Datenschutz beim Autonomen Fahren?
Wie wichtig ist der Datenschutz beim Autonomen Fahren? Und ist der gewährleistet?
Das Autonome Fahren wird ohne die Vernetzung der Fahrzeuge miteinander (V2V), mit der Infrastruktur (V2I) und anderen Verkehrsteilnehmenden – also mit Allem (V2X) – wohl nicht zustande kommen. Die Fahrzeuge brauchen Anweisungen, vielleicht eine Fernsteuerung oder sie müssen sich über Gefahren oder Vorfahrten austauschen. Zudem braucht man immer aktuelle Verkehrsdaten und aktualisierte Karten. Auch Softwareupdates können so eingespielt werden und man muss dafür nicht mehr in die Werkstatt. Das gefällt aber nicht allen Menschen und neben der Datensicherheit, ist der Datenschutz ein wichtiges Argument dafür.
Schon heute übermittelt ein modernes Auto bis zu 30 Gigabyte an Daten im Jahr und die Tendenz ist rapide steigend. Bis in sieben Jahren rechnet man mit der Übertragung von Daten in Terabyte-Höhe und zwar innerhalb von ein paar Stunden. Das sind ungeheure Mengen aus heutiger Sicht. Die Grundlage dafür soll das neue LTE Verfahren 5G bieten.
5G steht für eine Übertragungsrate von 10 GigaBit pro Sekunde und das mit einer Verzögerung von einer oder zwei Millisekunden. Das soll dann auch das Konvoi Prinzip alltagsreif machen, bei dem man so dicht hintereinander her fährt, dass man den Windschatten ausnutzen und damit bis zu 25 Prozent Energie einsparen könnte.
Doch welche Daten übertragen werden und ob sie anoymisiert werden, steht auf einem anderen Blatt. Dieses Blatt muss auch erst noch geschrieben werden – wohl trotz der DSVGO. Denn es geht ja nicht nur um den Plausch über Facebook, sondern um einen Mehrwert. Für den Mehrwert, das ergaben schon einige Studien, würden viele Menschen der Übertragung zustimmen. Auf der anderen Seite kann es dann aber auch sein, dass man die Funktion nicht nutzen kann, wenn man der Übertragung nicht zustimmt oder gar ein Löschverfahren einleitet.
Die Daten gehören den Fahrenden, war ein Slogan der letzten Jahre – aber schon heute ist das nicht Fall. Denn es handelt sich ja um sicherheitsrelevante Informationen. Ein Beispiel dafür wäre der eCall, der seit einiger Zeit in Neuwagen verpflichtend ist. Hat man einen Unfall, aktiviert das System einen Notruf. Dazu gehört auch die Übertragung der Position, der Richtung und auch, welches Auto man fährt. Einige Systeme integrieren auch das Modell und wo sich beispielsweise der Tank und die Tankleitung befindet – falls man die Person aus dem Auto herausschneiden muss.
Wie will man das kontrollieren, selbst wenn man ein Recht auf Lösung hat. Die Versicherung will vielleicht auch wissen, wie schnell man gefahren ist oder auch was der Arzt denn herausgefunden hat – wie einen Alkoholpegel. Doch das steht schon wieder auf einem weiteren Blatt.
Die Frage ist auch, wo werden die Daten gespeichert und für wie lange? Im Auto, beim Hersteller, beim Dienstleister und wer darf darauf zugreifen? Dass Daten das moderne Öl sind, haben alle schon gehört. Das gilt auch für das Auto. Audi startete bereits die Kampagne Werbung im Stau. Dafür werden Fahrzeugdaten herangezogen. Wenn man im Stau steht, nimmt man Werbung eher an – was soll man denn auch sonst tun. Das ist aber nur ein Beispiel.
Wenn man Roboterautos nutzt, kann man vielleicht mit Werbung die Fahrtkosten mindern. Oder man bekommt Werbung von Hotels oder Tankstellen oder Restaurants im Auto angezeigt – abhängig davon was man gerade gesprochen hat, wo man istund wer dafür bezahlt eingeblendet zu werden. Der Markt ist genauso groß wie die Werbemöglichkeiten. Man denke doch nur an die Werbeeinnahmen von Google. Dagegen ist die Gewinnmarge beim Verkauf eines Autos geradezu lächerlich gering. Es ist daher klar, dass die Firmen sich das Geschäft im Auto nicht entgehen lassen wollen.
Künftig wird eine Verfolgung der Personen wohl sehr einfach sein – nicht nur ob der Möglichkeiten, sondern auch ob der Vorteile. Denn man will wissen. wo sein Fahrzeug herkommt und ob die Produktionsbedingungen gut oder umweltfreundlich waren oder ob die Menschen dafür fair bezahlt wurden? Dann hilft ein Tracker. Man will wissen wo es ist – dann hilft ein Tracker. Wenn es gestohlen wurde? Da hilft ein Tracker. Von der Wiege bis zur Bahre des Wagens wird jedes Einzelteil verfolgbar sein.
Und das Bild das entsteht, wenn man jedes Einzelteil verfolgt ist erschreckend genau – nicht nur wo, sondern auch was wir fahren.
Die Sicherheit ist auch ein Aspekt, wenn es darum geht, dass die Menschen in den Fahrzeugen überwacht werden. Nicht nur über das Mikrofon, auch über Kameras. Denn je nach dem wohin man schaut, soll sich Werbung auftun und das kann man mit Sicherheitsaspekten erklären. Für die Teil- und Hochautonomie braucht es die Überwachung der Fahrenden, weil man wissen muss, ob sich der Mensch tatsächlich auf den Verkehr konzentriert. Die Augenüberwachung ist längst möglich und wird sicherlich kommen. Einige Hersteller, wie GM, bestehen darauf, um nicht dieselben Probleme wie Tesla mit seinen Unfällen zu bekommen.
Der letzte Verkehrsminister, Alexander Dobrindt (CSU), hatte eine Ethik-Kommission eingesetzt. Deren Empfehlungen wollte man zwar umsetzen, dazu kam es aber bisher nicht. Und obwohl das Amt wieder der CSU zugefallen ist, wird es wohl auch nicht dazu kommen. Dort wurde nämlich ausdrücklich gesagt, dass eine Datenmacht wie Google sie hat, nicht entstehen dürfe.
Das es doch dazu kommt, darauf wird die Autoindustrie mit Bedacht hinarbeiten. Schließlich sagt das Gesetz für die Nutzung automatisierter Fahrzeuge in Deutschland schon heute nicht, dass die Haftung von den Fahrenden auf die Hersteller oder Betreiber übergeht, wie es der Bericht forderte. Nein, der Mensch muss bei Ausfall eines Sensors sogar das Steuer übernehmen.
Es ist also ein schmaler Grat für den Datenschutz. Einerseits muss man die Datenübertragung für die Automatisierung ermöglichen, man kann aber nie sicher sein, welche Daten zu welchem Zweck weitergeleitet werden und was man darauf ablesen kann. Ein bisschen wie es heute schon der Fall ist, wenn man nur im Internet surft.
Zumal es auch sichergestellt werden muss, dass die Technik nicht gehackt wird. Aber wenn selbst das Intranet des Bundestags gehackt wird …