Autonomes Fahren – Eine Frage der Ethik?

Autonomes Fahren – Eine Frage der Ethik?

Das Autonome Fahren und die Frage der Ethik ist innerhalb der Branche als Thema wieder aufgepoppt.

Die Industrie machte in jüngster Zeit wieder einige Fortschritte in puncto Autonomes Fahren. Auch wenn die Alltagstauglichkeit noch aussteht, diskutiert man erneut über die Frage der Ethik.

ethikkommissionsmitglieder

Obgleich mit der deutschen Ethik-Kommission bereits wichtige Elemente behandelte, ist der Diskurs auf internationaler Ebene weitergegangen. Dabei steht die Moral Machine im Zentrum der Überlegungen. Dabei handelt es sich um eine Online-Befragung, wie Autonomes Fahren gestaltet werden soll.

Die in Kooperation mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) initiierte Moral Machine stellt Dilemma-Situationen vor und fragt ab, wie man agieren sollte. Also wenn der Unfall nicht mehr zu vermeiden ist, wer soll überfahren werden? Das Projekt erhielt bis 2018 über 40 Millionen Eingaben aus 233 Ländern.

Die Moral Machine – Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Mehrheit dafür ist, das Leben von Kindern vor dem der Erwachsenen zu retten. Außerdem solle man eher Tiere als Menschen überfahren. Während der letzte Punkt klar scheint, ist die Diskriminierung von Menschen aufgrund von Alter, Herkunft, Geschlecht etc nicht vertretbar. Das ergab sich aus dem Bericht der deutschen Ethik-Kommission. Es gibt nur eine Ausnahme: Die Anzahl der Menschen ist ein Entscheidungsgrund.

Jüngst gab es diesbezüglich eine Konferenz in Toulouse in Frankreich. Dort vertrag Jean-François Bonnefon die Meinung, dass man die Frage der Ethik nicht der Industrie überlassen dürfe und die Gesellschaft diese Entscheidung treffen müsse. Die Ergebnisse der Moral Machine, so ein Vortrag von Jean-François Bonnefon, eines französischen Forschers der Toulouse School of Economics und des Artificial and Natural Intelligence Toulouse Institute, seien zu stark vereinfacht. Die schiere Menge an möglichen Optionen ist damit nicht abzubilden. Es sind beispielsweise keine Schwangeren oder Personen mit Kinderwagen vermerkt.

Die Komplexität ungeachtet, müsste man Antworten finden und diese einprogrammieren. Auch die Anzahl könnte in manchen komplexen Situationen nicht klar sein. Die Moral Machine, so interessant das Projekt auch sei, sei keine Antwort auf die tatsächlichen Einstellungen. Die Ansichten der Gesellschaft sollten sich darin aber widerspiegeln.

Es sollte zudem geklärt werden, wer die Entscheidungen trifft, wie die Öffentlichkeit darüber informiert wird oder wenn die Frage der “richtigen Entscheidung” nicht gefunden werden kann.

Allerdings sollte man m.E. auch wissen, dass solche Situationen sehr selten vorkommen.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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