Abbiegesysteme: EU Plan & technische Wirklichkeit
Die Europäische Union will einige Systeme verpflichtend einbauen lassen, doch die Technik ist zuweilen noch nicht bereit.
Auf Bundesebene haben sich einige Länder dafür eingesetzt und auf europäischer Ebene hat man bereits konkrete Vorstellungen: Es geht um den Einsatz von Assistenzsystemen, wie den Abbiegeassistenten in Lkws. Diese sollen bei neuen Fahrzeugen in Serie verbaut sein und zwar verpflichtend.
Der DVR und der ETSC fordern das schon lange und scheinen nun Gehör gefunden zu haben. Damit will man dem Ziel der Vision Zero – keine Verkehrstoten mehr – näher kommen. Doch es gibt offenbar Probleme mit den Systemen, wie die Technology Review berichtet.
Vor allem Radfahrenden und Zufußgehenden sollte die Verpflichtung helfen. Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) hat eine entsprechende Untersuchung veröffentlicht. Danach sterben durchschnittlich 23 Radfahrende pro Jahr, weil Lkws sie nicht gesehen haben. Der Grund dafür ist, dass die Radfahrenden im “Toten Winkel” stehen, also übersehen werden.
Das sollen die neuen Systeme ändern und vor Personen im Toten Winkel warnen. Doch diese Systeme erzeugen offenbar oftmals eine falsche Warnung. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt das auf rund zehn Prozent der Vorkommnisse. Das könnte dazu führen, dass die Lkw Fahrenden die Systeme deaktivieren.
Diese Deaktivierung kommt auch auf der Autobahn bei Abstandshalter häufig vor. Die Fahrenden beschweren sich, dass einscherende Autos den Lkw verlangsamen, weil der Abstand zu gering wird. Die Lkws bremsen dann von selbst ab und damit gehe Zeit verloren.
Dabei geht es aber um Unfallschutz und die Brummis rammen Autos zu einer Blechkonserve zusammen, wenn sie ungebremst auf Autos auffahren. Jüngst wurde der Autopilot Buddy verboten, weil er Warnungen unterdrückt. Das sollte doch auch und vor allem für schwere Lkws gelten. Für mich ist es absolut unverständlich, wieso solche Systeme deaktiviert werden dürfen. Diesen Zwang zur Übersteuerung hatte noch der ehemalige Verkehrsminister Dobrindt der konservativen CSU veranlasst. Das kostet jedes Jahr hunderte von Menschen das Leben.
Allerdings gibt es auch zuverlässigere Systeme, wie das von Mercedes-Benz, das nur zwei Prozent Fehlalarme produziert. Es wird in Serie ausgeführt und kann aber nicht nachträglich installiert werden. Hierbei greift es auf einen Radarsensor zurück, der auch Passanten erkennt. Wird eine Gefahr erkannt, wird der Alarm akustisch und visuell ausgegeben. So leuchtet auf der A-Säule auf der Seite, auf der die Gefahr besteht, eine LED Leuchte: zunächst gelb und dann rot.
Eine weitere Lösung, ebenfalls von Daimler kostet sehr viel weniger und sollte m.E. ebenfalls zur Pflicht werden. Eine Markierung am Lkw zeigt den Radfahrenden, wann sie im Toten Winkel eines Lkws stehen.