Zukunft des Automarkts im Zeichen der Vernetzung

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Jedes Jahr kommt das BVDW (Bundesverbands Digitale Wirtschaft) Diskussionspapier und erörtert die Situation der Autohersteller im Geiste des Wandels.

Die letztjährigen Studien hatten erstaunlich hohe Trefferquote, so meine Beobachtung. Viele der Thesen von 2014 haben sich bewahrheitet und das letztjährige Diskussionspapier forderte Standardisierung, die langsam angegangen wird, und sah einige Veränderungen bereits kommen.

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Bei dem Diskussionspapier 2016 handelt es sich um ein eine Abwägung von Chancen und Risiken neuer Geschäftsmodelle im Bereich des Vernetzten Fahrens, wobei auch die Datensicherheit, der Datenschutz und die Haftung beleuchtet wurden.

Der Trend zur Digitalisierung und Vernetzung der Fahrzeuge, sowie der Infrastruktur, so die Verfassenden, sei ungebrochen. Neue Märkte entstehen, auch durch geänderte Verhaltensweisen. Die Vernetzung eröffne nicht nur das Marktsegment der Unterhaltung im Auto, sondern auch die Sicherheit und Bequemlichkeit – durch Assistenzsysteme und Fahrzeugmanagement.

Für das vergangene Jahr erfasste man einen Umsatz von 32 Milliarden Euro. Der Ausblick auf 2020 besagt ein Wachstum auf 115 Milliarden Euro Umsatz. Je näher man dem Autonomen Fahren komme, desto mehr Wachstum für diese Geschäftsmodelle.

Wer sich auf diesem Markt behaupten wird, ist unklar. Klar scheint jedoch, dass die Autoindustrie Marktanteile abgeben muss. Neue Akteure, wie jene aus der IT-Branche, nehmen viel Geld in die Hand, um sich zu positionieren. Aber auch die Autoindustrie tut das und die Richtung ist ein Mobilitätsdienst. Im Verständnis dessen sind aber die neuen Akteure im Vorteil, so die Verfassenden und die Monetarisierung ist einfacher.

Um die Nutzenden nicht zu überfordern und auf Grund der Menge an Angeboten, glaubt man an mehr Intelligenz im Auto. Dabei sind persönliche Daten ebenfalls von Relevanz.

Allen Akteuren gemein ist der Wunsch nach Kundenbindung, was für die Autoindustrie weniger das Auto an sich, sondern die Car-IT darstellt. Daher rät das Papier, die Kundendaten zu sammeln, um zu lernen und sich in Kooperationen Ökosysteme aufzubauen.

Für einen Wandel stellt man fünf Punkte in den Fokus, denen sich die Autoindustrie stellen muss. 1. Bezahlung via Smartphone, 2. Car-Sharing, 3. Personalisierung des Autos, der Finanzierung und der Versicherung, 4. Kooperationen mit der IT-Industrie, 5. Zahlung nach Verbrauch und Markenbindung durch Wettbewerbsvorteile (Lock-In-Modell). Der Fokus der Autoindustrie sollte sich weniger an den Verkaufszahlen, sondern mehr von der Personenanzahl im Auto, die Auslastung und die Nutzenden von Car-Sharing orientieren.

Bei der Smartphone-Integration, so die Forschenden, sollte man auf Kooperation und Standardisierung setzen. Gemeinsame Projekte bei Autoherstellern wären ebenfalls von Vorteil und verweist auf den Kauf von HERE durch die deutschen Autohersteller. Es gehe auch darum, in der Wahrnehmung der Kundschaft nachhaltig positiv zu erscheinen.

Für das Marketing wäre eine funktionierende Spracherkennung von Vorteil, so das Papier. Darüber könnte man beispielsweise einkaufen. Dafür sieht man auch die Erfassung der Position via GPS von Vorteil, da man darüber Sonderangebote in der Gegend anbieten könnte, vielleicht mit einer zeitlichen Begrenzung. Oder, wenn man die Strecke kennt, könnte man das Lieblingsessen in einem bestimmten Restaurant vorschlagen, was direkt gebucht werden könnte. Und nicht zu vergessen die Werkstätten und Tankstellen in der Nähe. Für die Datenfreigabe soll man mit Rabatten einen Anreiz schaffen.

Die IT-Sicherheit, also die Datensicherheit, ist Voraussetzung für die Implementierung der Technologie. Nur ein sicheres System schafft Vertrauen. Die Verfassenden glauben, dass es künftig eine Gesetzgebung für das Vernetzte Fahren geben wird. Die Bedeutung von Sicherheitsnormen nimmt zu und die Einhaltung ist für die Nutzenden, die Hersteller und den Markt gleichsam wichtig.

Vor allem die Apps sind ein Sicherheitsproblem, da es sich auch über andere Quelle mit dem Internet verbindet und die User nicht immer sicher damit umgehen. Darüber hinaus ist “Spoofing” ein Problem, das Hacken von Autos durch Übermittlung falscher Signale. Und die Infotainmentsysteme haben viele Schnittstellen, die kompromittierbar sind. Eine mögliche Übernahme des Autos durch Dritte ist schließlich der Alptraum. Daher braucht es regelmäßige Updates, so das Papier.

Der Datenschutz ist bei der Menge an erhobenen Daten ebenfalls sehr relevant. Dieser Faktor wird künftig noch steigen und darauf sollten sich die Autohersteller einstellen. Es kann als Qualitätsmerkmal gelten und sollte auf EU-Ebene eingeführt werden. Die Anonymisierung oder Pseudonymisierung soll den Datenschutz ermöglichen. Man glaubt, dass sich das Konzept durch Einwilligungsverträge (Sprich: Akzeptieren drücken) durchsetzt. Die Haftungsfrage sieht man in Richtung der Hersteller verschiebbar.

Diskussionspapier in Gänze

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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