Wie kann man die Ethik in das Auto einbauen

Weissbuch Autonomes Fahren

Das Kapitel “Implementable Ethics for Autonomous Vehicles” von J. Gerdes und S. Thornton behandelt die Frage, wie man die Ethik in die Technik einfließen kann.

Die philosophische Berarbeitung des Themas wurde von P. Lin beleuchtet, siehe hier. Hierbei handelt es sich nun um die konkrete Implemententierung. Die Frage ist, wie kann man die Gewichtung der Faktoren einbauen. Klar ist, dass ein einzelnes Framework ungenügend erscheint. Das Auto sollte dennoch eher Unfälle vermeiden, als in die Situation zu kommen, eine ethische Entscheidung treffen zu müssen.

Weissbuch Autonomes Fahren

Konkret geht es um die Kontrollalgorithmen, samt der Zielerreichung. Die Kontrollinputs sind Bremse, Beschleunigung, Steuerung und Getriebe des Fahrzeugs. Dabei vergleicht man die Vorgabe und den Erfolg und korrigiert den Input. In einem Beispiel soll versucht werden die gefahrene Strecke der Ideallinie anzugleichen. Dabei ergibt sich das Problem, dass die Funktion nicht skaliert werden kann. Eine Änderung würde die Fahrflüssigkeit beeinflussen, was zur mehr Aktuaktoren (siehe Glossar) führt, was die Gleichung ändert. Bisher waren die Rechner durch die Kapazität zu gering für Echtzeit Berechnungen, jedoch gab es eine Reihe von Entwicklungen.

Die ursprüngliche Kontrolloptimierung ist eine Konsequenzialistische Lösung. Das Auto handelt nach dem Prinzip des geringstmöglichen Schaden. Dabei gilt es auch zu beachten, dass der Tod des eigenen Fahrenden ein möglichst verlustloses Szenario sein könnte. Zudem kommt, dass die derzeitige Sensorik noch gar nicht die Bedeutung der Objekte erkennen kann. Daher sind Entscheidungen auf dieser Basis fraglich. Genauer gesagt, inakzeptabel.

Dennoch sind Priorisierungen nicht unerheblich, vor allem mit Blick auf die schwachen Verkehrsteilnehmenden. So sollte ein Grundsatz sein, dass Kollisionsvermeidung oberstes Prinzip ist. Zudem sollte ein Softer Zwang (Soft Constraint) eingebaut werden, was bedeutet, dass wenn eine Konsequenz innerhalb der Zwangsregel inakzeptabel ist, soll man leicht davon abweichen können. Dafür muss eine Hierarchie an Alternativen vorhanden sein, sodass Dilemmas immer aufgelöst werden können – eben notfalls von einer anderen Ebene.

Ein in sich geschlossenes System seien die Asivmov’schen Gesetze, welche er als ausreichend für das Autonome Fahren ansieht. Dazu gehört 1. Roboter dürfen Menschen nicht verletzten oder durch Unterlassung zulassen, dass sie verletzt werden, 2. Roboter müssen Menschen gehorchen, es sei denn Gesetz 1 ist betroffen, 3. Roboter müssen sich selbst schützen, solange es den ersten beiden Gesetzen nicht widerspricht. Man müsste nur die Verletzung von Menschen mit der Unfallvermeidung ersetzen. Damit könnte man eher arbeiten, so die Forschungsarbeit.

Also sollte ein Autonomes Fahrzeug (AF) 1. nicht mit einem Fußgänger oder Radfahrenden kollidieren, 2. nicht mit einem anderen Fahrzeug, es sei denn es verletzt das erste Gesetz, 3. es sollte nicht mit Gegenständen in der Umgebung kollidieren, es sei denn es verletzt die ersten beide Gesetze. Vielleicht, so fährt der Text fort, sollte man noch ein Gesetz hinzufügen: es muss den Verkehrsgesetzen gehorchen, es sei denn es verletzt die ersten drei Gesetze. Es ist also eine negative Dialektik der Ethik.

Zuletzt verweist die Arbeit auf die Möglichkeit des Notausstiegs. Wann und ob dieser Knopf die anderen Systeme übersteuern darf, muss die Gesellschaft definieren, genau wie bei anderen Problemen. Zur Akzeptanz sollten die Systeme aber transparter und verständlich sein.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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