UR:BAN Ergebnisse vorgestellt

Bosch Fussgaengererkennung

Vor zwei Jahren wurde das Projekt UR:BAN gestartet, nun wurden die Ergebnisse vorgestellt.

UR:BAN steht für “Urbaner Raum: Benutzergerechte Assistenzsysteme und Netzmanagement”. Das Projekt, das 2013 startete, hatte 31 Teilnehmende – ein Konglomerat aus Industrie, Forschung und Politik. Mit dem Fokus auf die Stadt der Zukunft, hat der Bund das Projekt mit 40 Millionen Euro gefördert.

Letztes Jahr gab es einen Zwischenbericht und nun sind die Resultate bekannt gegeben worden. Wie schon letztes Jahr, stellt jedes Unternehmen seinen Bericht vor. Insgesamt kann man wohl konstatieren, es gibt Innovationen zur Vernetzung, Fahrende- und Umweltüberwachung.

UR:BAN: Audi

Die VW Tochter Audi forschte an der Umwelterkennung und war mit drei Fahrzeugen im Feld. Darunter der Audi A7 Sportback, der über Lidar, Kamera und Radar zu allen Seiten verfügt. Dieselbe Sensorik ist auch im Audi RS7 verbaut gewesen, welcher Autonom über den Hockenheim Ring fuhr.

Audi A7 Sportsback bei UR BAN

Mit einer Rundum-Erkennung (360 Grad) und den entsprechenden Assistenzsystemen will man die Sicherheit im städtischen Verkehr erhöhen. Diese Systeme hat man verfeinert, wie beispielsweise den Ausweichassistent. Zudem befasste man sich mit dem rechtlichen Fragen und mit dem HMI, wie es in der Verlautbarung heißt.

UR:BAN: Bosch

Im Hause Bosch spricht man schon von der Automatisierung des urbanen Verkehrs und das wird schrittweise erreicht. Hier setzt man ebenfalls auf Prognosealgorithmen, die die Sicherheit erhöhen und Unfälle vermeiden sollen. Zur Umwelterfassung nutzt Bosch seine Stereo-Kamera mit Sitz hinter der Windschutzscheibe. Mit einer hohen Frequenz werden die Daten der Kamera ausgewertet. Unter zur Hilfenahme eines Vorausschauenden Algorithmus, will man deren Richtung und Geschwindigkeit des Verkehrs berechnen. Mit anderen Worten, man berechnet die Position des Umfelds in der Zukunft.

Bosch Fussgaengererkennung

Auf dieser Basis hat man ein System entwickelt, das bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h bei einer möglichen Kollision mit einem zu Fuß Gehenden bremst und ausweicht, sollte der Bremsweg nicht reichen.

Zudem soll die Aufmerksamkeit des Menschen hinter dem Steuer erfasst werden. Ist man unaufmerksam und es wird brenzlig, dann leuchten LEDs am Armaturenbrett auf. Zudem will man, wie auch Continental (siehe unten), einen Engstellen-Assistenten anbieten.

Die Erkenntnisse dieses Projekts, so auf deren Homepage, werden in die Forschung zum Autonomen Fahren einfließen.

UR:BAN: BMW

Im Hause BMW hat man sich mit der Vernetzung, der kognitiven Assistenz und dem Menschen im Verkehr gewidmet. Zur Erfassung der Verkehrssituation in der Stadt, vor allem mit Blick auf die verletzlichen Verkehrsteilnehmenden, will man – wie andere Unternehmen – die Absicht der Menschen im Verkehr erkennen. Daher erfasst man die Körperhaltung und Ausrichtung des Kopfes. Damit soll der Fahrende schneller über mögliche Gefahren gewarnt werden.

BMW UR BAN

In puncto Vernetzung setzt man bei dem  bayrischen Autohersteller auf GPS und Galileo, sowie Mobilfunk. Die Kommunikation mit der Infrastruktur soll eine Grüne-Welle ermöglichen. (Siehe auch Continental). Bei Unaufmerksamkeit und einer möglichen Gefährdung, hat man ein System entwickelt, das notfalls ausweichen kann, so die Erklärung.

UR:BAN: Continental

Der Autozulieferer Continental hat sich ebenfalls mit Assistenzsystemen für den urbanen Raum beschäftigt. Diese sollen den Menschen im Stadtverkehr mehr Sicherheit geben. Vor allem enge Stellen, viel Gegenverkehr und der Spurwechsel soll durch Assistenzsysteme entschärft werden. Die Systeme warnen auch vor Geschwindigkeitsübertretung durch haptische Signale am Gaspedal.

Continental UR BAN

Die Sensorik muss für die Systeme die Umwelt erkennen, daher setzt man bei Continental auf Nahbereichsradare (zu allen Seiten), sowie auf eine Stereokamera. Damit kann man eine Rundum-Sicht erzeugen. Der Engstellen-Assistent greift im Notfall in das Lenkgeschehen ein, sollte der Mensch falsch steuern. Sollte der Platz nicht ausreichen, bremst das Auto selbstständig ab. Der Gegenverkehrsassistent warnt ebenfalls, falls es zu eng werden sollte und informiert den Menschen darüber. Der Spurwechselassistent weiß um die eigene Position innerhalb der Fahrbahn in alle Richtungen und kann andere Fahrzeuge wahrnehmen. Ist ein Spurwechsel möglich, kann das Auto diesen auf Wunsch vornehmen.

Um den Verkehr flüssiger laufen zu lassen, setzt man auf die Vernetzung von Auto und Umwelt. Damit könnte man eine Grüne-Welle initiieren – der “Verzögerungs- und Grüne-Well-Assistent” – was es immer für Namen gibt. Das System kooperiert mit eHorizon, dem vorausschauenden Fahren von Continental, wie man hier mitteilt.

UR:BAN: Fraunhofer Institut

Auch das Fraunhofer IAO beteiligte sich am UR:BAN Projekt. Dort entwickelte man für die Assistenzsysteme ein Labor. Ein neuer Algorithmus wurde in einem BMW zu Demonstrationszwecken eingebaut, der das Vorhaben des Fahrenden mit dem Auto vergleicht. (Homepage dazu)

UR:BAN: MAN

Der Lkw Hersteller MAN forschte an der Interaktion zwischen Mensch und Maschine (HMI). Man entwickelte ein Anzeige- und Bedienkonzept für die Assistenzsysteme im Fahrzeug. Explizit erwähnt man das Vorausschauende Fahren zur Steigerung von Effizienz und zum Einsparen von Kraftstoff. Qua Vernetzung mit einem Zentralrechner können Verkehrsdaten in Echtzeit zur Routenplanung beitragen.

MAN_Urban_Gruene_Welle_Assistent

Auch an dem Assistenten für die Grüne-Welle und an der Rundum-Sicht hat MAN ebenso mitgearbeitet. Derart hat man speziell für Busse im Stadtverkehr ein System entwickelt, dass die Aufmerksamkeit der Fahrenden auf die Gefahr richten. Der Monitor zeigt diese Situationen automatisch an.  Dafür nutzt man an den Längsseiten der Busse zwei Kameras, sowie Kameras an der Front und auf der Rückseite. Eine Software macht aus den Daten ein Gesamtbild der Situation, die auf dem Monitor eingeblendet wird, wie man berichtet. Wiederkehrende Gefahren, wie Haltestellen, werden mit einer guten Einsicht eingeblendet.

UR:BAN: Mercedes-Benz’ Szenen-Labeling

Bei Mercedes-Benz hat man sich der Unfallprävention gewidmet. In der Stadt gibt es eine Vielzahl von Verkehrsteilnehmenden, die nicht immer voll aufmerksam sind. Die Lösung soll das Konzept des “Szenen-Labeling” sein.

UR BAN Mercedes-Benz

Dafür haben Forschende tausende Bilder von Städten verglichen und in Kategorien eingeteilt. Diese Klassifizierung ermöglicht es den Kamera-basierten Systemen die Verkehrssituation besser einzuschätzen. Die Objekte sind in 25 Klassen eingeteilt – also vom Baum über Radfahrende bis hin zu Gehsteig. Der Hardware, die dafür einer erhöhte Rechenkapazität bedarf, bedient sich dafür des Deep Neural Networks.

Darüber hinaus hat Daimler an Radarsystemen geforscht. Diese sollen künftig nicht nur den Abstand messen können, sondern die Umgebung für das Auto wahrnehmbar machen. Auch Cohda Wireless arbeitet daran. Die beiden Systeme werden bei Daimler auch zusammen geschaltet und können die Objekte, ihre Ausmaße und deren Geschwindigkeit erfassen. Unvollständige Daten werden durch andere Sensordaten kompensiert.

Und man forschte an der informellen Kommunikation. Durch die Erfassung von Kopfhaltung und Habitus, sollen Unfälle besser vermieden werden, weil das Auto früher reagieren kann. Das Prinzip gilt aber nicht nur für Radfahrende und zu Fuß Gehende, sondern auch für andere Fahrzeuge. Die Verhaltensprognose der Verkehrssituation kann Unfälle beim Spurwechsel oder beim Abbiegen verringern.

Insgesamt fünf Testfahrzeuge hatte Mercedes-Benz bei dem Projekt UR:BAN im Feld. Hier geht es zu deren Pressemitteilung.

UR:BAN: Opel

Der Autohersteller Opel arbeitete an Assistenzsystemen, die speziell für die Stadt zugeschnitten sind. Das Testfahrzeug, ein Opel Insignia, hat einen Autonomen Ausweichassistent, der auf Bremse und Lenkung einwirkt. Die Sensorik besteht aus Kameras und Radar.

Opel Ausweichassistent © GM Company

Opel Ausweichassistent © GM Company

In einem anderen Fahrzeug forschte man an der Insassenbeobachtung. Derart will man die Kopfbewegungen der Fahrenden erfassen und daraus ihr Verhalten prognostizieren. Damit will man unnötige Warnungen oder Aktivierung ungewollter Assistenzsysteme vermeiden.

Ein drittes Testauto ist mit der Verkehrsleitung verbunden, die via WLAN über die Situation informiert. Derart sollen die Fahrenden Empfehlungen für das Vorgehen auf der Kreuzung bekommen, welche über das Borddisplay eingeblendet werden, so die Erklärung aus dem Hause Opel.

Hier geht es zur Homepage von UR:BAN.

David Fluhr

Ich schreibe seit 2011 über das Thema Autonomes & Vernetztes Fahren. Ich habe Sozialwissenschaften an der HU Berlin studiert und bin seit 2012 selbstständiger Journalist. Kontakt: mail@autonomes-fahren.de

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